Rundbrief von Rebecca Rieß


 

Marathonteam Mwika

Hallo Ihr,

Seitdem ich meinen letzten Rundbrief geschrieben habe, ist schon eine ganze Weile vergangen. In diesen letzten Monaten habe ich sehr viel erlebt. Davon möchte ich Euch nun berichten.

Englischunterricht

Mitte Januar haben meine Mitfreiwillige Anna und ich für eine Woche in einer Gastfamilie gelebt. Unserer Gastmutter Joyce ist Lehrerin einer Primary School und Fieldworkerin für die Gemeinde Mdawi. Fieldworker sind ehrenamtliche Mitarbeiter einer Gemeinde, die im Austausch mit HuYaMwi stehen. Sie kümmern sich um bedürftige Familien und um die Waisenkindertreffen in der jeweiligen Gemeinde.

 

 

 

 

 

 

Für mich war es sehr spannend bei dieser Familie mit leben zu können und einen Einblick in deren Leben zu erhalten. Nachdem wir in der Früh unseren Chai (Tee) bekommen haben, begleiteten wir Jocye in die Schule. Auf dem Weg dorthin hat sie uns immer ein paar Wörter auf Kiswahili beigebracht. In der Schule angekommen saßen wir beispielsweise für ein paar Schulstunden gemeinsam mit den Schülern der 3. Klasse im Kiswahili Unterricht, arbeiteten selbstständig am Kiswahilibuch der 1. Klasse und durften auch selbst Englischunterricht in verschiedenen Klassen geben.

Joyce und ich

Anfangs war ich zwar etwas überfordert spontan eine Klasse über „a lot of“/“much“ zu unterrichten. Aber es hat dann gemeinsam mit Anna eigentlich sehr gut geklappt. Ich hoffe den Kindern hat es genauso viel Spaß gemacht, wie mir! Als wir wieder von der Arbeit zurück waren, machten wir erstmal noch eine kleine Pause, weil wir von den vielen Eindrücken doch sehr müde waren. Abends saßen wir gemeinsam mit Joyce in der Küche, die sich in einem kleinen Haus neben dem eigentlichen Wohnhaus befindet. Wir durften zuschauen, wie sie das Abendessen an einer Feuerstelle, der Topf war durch drei große Steine befestigt, zubereitete. Es gab beispielsweise Pilau (das ist Reis mit Fleisch und speziellen Gewürzen) oder Ugali (ein aus Maismehl und Wasser hergestellter fester Brei) mit Mboga (ähnlich wie Blattspinat). Gemeinsam mit dem Rest der Familie haben wir in deren Esszimmer bei tansanischem Fernsehen gegessen. Als unsere Gastmutter an einem Tag zu einem Fieldworkermeeting von HuYaMwi nach Mwika musste, begleiteten wir unseren Gastvater, der Direktor an einer Primary School ist. Dort waren wir dann für einen Tag mit im Kindergarten dabei. Hier, in Tansania, wird schon im Kindergarten angefangen zu unterrichten. Als wir da waren, haben die Kinder gelernt sich selbst vorzustellen und ein Gesicht zu malen. Anschließend wurden noch verschiedene Lieder mit Bewegungen gesungen und die Zeit zum Spielen blieb auch nicht zu kurz.

Joyces Haus und Hinterhof

 

 

 

 

 

 

 

Patnerarbeit beim Zwischenseminar

Eine Woche haben wir dann wieder gearbeitet und Eva Schuster, die Zuständige für den Nord-Süd-Freiwilligendienst von Mission EineWelt, war für zwei Tage zu Besuch bei mir in Mwika. Anfang Februar fuhren Eva Schuster, Anna und ich zum Zwischenseminar nach Morogoro. Morogoro liegt 8 Busstunden südlich von Moshi entfernt. Dort hat auch schon der Sprachkurs stattgefunden. Ich habe hier zum ersten Mal alle Freiwilligen, die über verschiedene Missionswerke aus Deutschland ihren Freiwilligendienst in Tansania machen, kennengelernt. Das Zwischenseminar ging eine Woche und wurde von meinem Missionswerk, Mission EineWelt, organisiert.

 

Es hat sich in zwei Teile gegliedert. In den ersten beiden Tagen haben wir über „Die Schritte bis hierher“ gesprochen. Durch viele Kleingruppenarbeiten kam man mit den anderen Freiwilligen gut in den Austausch über deren Situation im Projekt, Herausforderungen, Motivationen, Erfolgen, etc. Dann gab es einen Tag zum Nachdenken. Man konnte sich entscheiden, ob man in den Uluguru Mountains wandern gehen, ein Batik- oder TingaTinga-Bild malen möchte. Was für mich wirklich eine schwierige Entscheidung war! Letztendlich habe ich mich an einem Batikbild versucht. In den letzten beiden Tagen haben wir dann über „Das was kommt“ gesprochen: die verbleibende Zeit hier in Tansania, der Abschied, das Wiederankommen in Deutschland und natürlich auch, was man nach dem Freiwilligendienst machen möchte. Der Austausch mit den anderen Freiwilligen hat mir gut getan und wir hatten gemeinsam eine gute Zeit.

 

Mein Batikbild

 

Alle Freiwilligen des Zwischenseminars

 

Im Februar durften Anna und ich die Bibelschulstudentin Macklin auf die Hochzeit von dem Sohn des Vizebischofs begleiten. Wir konnten leider erst nach der Kirche hinzustoßen, weil wir noch ein Waisenkindertreffen hatten. Ich war sehr beeindruckt, wie viele Menschen zu dieser Hochzeit eingeladen wurden. Dort haben wir auch zufälligerweise zwei andere Volontäre getroffen. Die Feier hat im Freien stattgefunden, es waren zwei große Zelte aufgestellt und alles sehr schön geschmückt. Wir haben von unserem Platz das Geschehen sehr schön beobachten können, wie das Brautpaar beispielsweise den Kuchen angeschnitten hat. Allerdings wurde dieser nicht sofort gegessen, sondern das Brautpaar hat einen ganzen Kuchen zum Beispiel an deren Familien, dem Bischof und gute Freunde feierlich übergeben. Der Kuchen wurde dann mit nach Hause genommen. Was ich auch noch sehr spannend fand war das Überreichen der Geschenke. Nach dem Essen haben die Gäste ihre Geschenke dem Brautpaar übergeben, es lief dabei Musik und die Geschenke wurden in tanzender Weise zum Brautpaar gebracht. Gegen späten Nachmittag war das Fest vorbei und Anna und ich waren noch beim Brautvater, dem Vizebischof, zu Hause eingeladen und durften dort Übernachten.

Die Location

Das Brautpaar, Anna und ich

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir haben es unserer Freundin Macklin zu verdanken, dass sie uns dieses tolle Erlebnis ermöglicht hat.

Ein sportlicher Höhepunkt war für mich der Kilimandscharo Marathon bzw. Halbmarathon in Moshi. Zwei Monate davor habe ich gemeinsam mit Gabriele Mayer, eine deutsche Pastorin die an der Bibelschule in Mwika unterrichtet, bewusst angefangen zu trainieren. Unsere Trainingseinheiten haben in den frühen Morgen- und Abendstunden stattgefunden.

Beim Start des Halbmarathons

 

Nach 21 km im Ziel

Wir waren mit Stirnlampen, Rucksack, Wasser und Bananen ausgestatten und sind bis zu 30 km gelaufen. Uns hat sich dann auch ein weiterer Pastor mit dem Namen Saruma, der auch an der Bibelschule unterrichtet, angeschlossen. Am 26.02 war es dann soweit und wir sind in der Früh für den Lauf nach Moshi gefahren. Um 6:30 Uhr startete der Marathon, bei dem Gabriele und Saruma mitgelaufen sind.

Für mich ging der Halbmarathon eine halbe Stunde später los und Anna lief um 7:15 Uhr den Fun Run mit 5 km. Nun zu meinen Lauf. Um kurz nach 7:00 Uhr starteten ca. 4000 Läufer und Läuferinnen die 21 km. Die ersten 10 km ging es ca. 300 Höhenmeter den Berg hinauf. Jede 5 km gab es einen Stand mit Wasser und Cola. Anfangs war es etwas schwierig, während des Laufens zu trinken, allerdings wurde es von Stand zu Stand besser. Als ich dann die 10 km Marke erreicht habe, überholten mich die ersten Läufer des Marathons. Dies gab mir nochmals Motivation und gemeinsam mit einem Tansanier lief ich bis kurz vor dem Ziel im Gleichschritt. Nach der offiziellen Zeit von 2:10:07 h rannte ich glücklich ins Ziel. Ich erreichte den 1210. Platz. Anna erwartete mich schon gespannt und voller Freude. Im Ziel bekam ich gleich eine Medaille und ein T-Shirt als Belohnung für meine Leistung. Auf der Zuschauertribüne warteten wir dann noch darauf bis Gabriele und Saruma im Ziel ankamen.

 

Geburtstagsausflug zum Wasserfall

Am 10.März kam mich dann mit etwas Verspätung meine Schwester Rehema besuchen. Somit war sie pünktlich zu meinem Geburtstag in Tansania. Am Morgen meines Geburtstages wurde ich mit einem leckeren Frühstück, sogar mit Brezen aus Deutschland, überrascht. Anschließend trafen wir uns mit anderen Freiwilligen bei den Wasserfällen in Marangu. Dort hatte jeder zu einem leckeren Picknick beigetragen und wir badeten im Wasserfall. So einen warmen Geburtstag hatte ich noch nie!

 

Am Tag darauf machten meine Schwester und ich uns auf an die Küste von Tansania. Dort verbrachten wir schöne Tage in der Stadt Tanga und dann am Strand. Mit vollen Körben machten wir uns anschließend wieder zurück nach Mwika. Dort lernte Rehema dann meinen Alltag und meine Arbeit kennen. Sie begleitete mich bei den Waisenkindertreffen und Gemeindebesuchen. Wir gingen zum Schneider, auf dem Markt, zu einer Chorprobe, trafen uns mit meinen Freunden, lernten gemeinsam, wie man Chapati (ähnlich, wie Pfannkuchen, bestehend aus Mehl, Öl und Wasser) macht und vieles mehr. Gemeinsam mit Anna machten wir noch eine Safari im Tarangire National Park.

Am Indischen Ozean mit meiner Schwester Rehema

Dieser ist berühmt für seine große Population an Elefanten. Neben diesen sahen wir auch Geier, Antilopen, Giraffen, Affen, Zebras, verschiedene Vögel und noch viele weitere Tiere.
Die Zeit mit meiner Schwester habe ich sehr genossen!

Im Tarangire National Park

 

Nachdem ich Euch von meinen besonderen Erlebnissen in den vergangen Monaten erzählt habe, möchte ich nun auch von meinem Alltag berichten. Ich arbeite von Dienstag bis Samstag. Das liegt daran, dass samstags immer die Waisenkindertreffen sind. Bevor meine Arbeit um 8:00 Uhr beginnt, besuchen wir die halbstündige Morgenandacht der Bibelschule. Wenn dann bei der Arbeit ein Officetag ansteht, bleiben wir bei uns zu Hause im Büro und haben Aufgaben, wie Reports schreiben, oder erledigen andere Sachen, die bei uns anfallen. An den Officetagen essen wir zum Chai und zum Mittagessen gemeinsam mit den Lehrern in der Bibelschule. Falls aber eine Ziara (ein Gemeindebesuch) ansteht, fahren wir mit dem Auto von HuYaMwi in die jeweilige Gemeinde und besuchen Familien. Unsere Arbeitszeit endet um 16.30 Uhr. Nach der Arbeit spiele ich dann entweder mit den Studenten Volleyball, bei einem Fußballspiel habe ich auch schon mitgespielt, singe im Chor, treffe mich mit unseren Freunden und Dienstags und Freitags gehen wir immer auf den Markt hier in Mwika.

 

 

Gerade merke ich, wie schnell doch die Zeit vergangen ist und wie viel ich schon seit Ende September erleben durfte. In den kommenden Monaten stehen auch schon viele schöne Ereignisse an, auf die ich mich freue. Die Zeit rast!
Liebe Grüße aus Mwika
Eure Rebecca